Presseschau: Rettung in viertletzter Sekunde
Aus dem „Sarganserländer“: Der UHC Sarganserland dreht ein verloren geglaubtes NLB-Auftaktspiel mit drei Toren in den letzten 98 Sekunden. Den 5:4-Siegtreffer schiesst Dominik Dietrich, zuvor ist Fabian Beeler doppelt erfolgreich.

von Reto Voneschen (Sarganserländer)
Die Geschichte schien bei der sonntäglichen NLB-Ouvertüre des UHC Sarganserland gegen March-Höfe Altendorf schon geschrieben. Die stark verjüngten Gäste aus der March führten bis zur 59. Minute völlig verdient mit 4:2, da sie mit Herz verteidigten und die Konter erfolgreich abschlossen. Der UHCS spielte – trotz einer 2:0-Führung nach dem ersten Drittel – oftmals zu pomadig, zu umständlich, zu emotionslos. Im Mitteldrittel erzielte Altendorf drei Tore.
Doch dann nahm UHCS-Coach Simon Gugelmann in der 58. Minute sein Time-out und ersetzte Torhüter Sepp Mattle durch einen sechsten Feldspieler. Die Devise nun: alles oder nichts.
«Ich wusste, wenn der Ball kommt, dann treffe ich auch.»
Fabian Beeler, Doppeltorschütze UHCS
58:22 zeigte die Matchuhr an, als Fabian Beeler erstmals die Faust in die Luft hob. Gefühlt eine halbe Ewigkeit stand der NLA-Rückkehrer am weiten Pfosten frei, ehe er volley zum 3:4 traf. «Ich wusste, wenn der Ball kommt, dann treffe ich auch», sagte der nun in Flums wohnhafte Melser mit dem Selbstverständnis von zehn Jahren NLA. 30 Sekunden später «kam» der Ball nochmals zu Beeler. Und wieder traf der neue Captain. 4:4 und immer noch über eine Minute zu spielen.
Dietrich trifft durch alle Beine
Plötzlich war Euphorie in der gut besetzten Riet-Halle zu spüren, während über grossen Teilen des Spiels eher Ernüchterung über den blassen Auftritt herrschte. Die Sekunden zerrannen, das Märchler Tor wurde nochmals bestürmt, doch erst vier Sekunden vor Abpfiff fand ein Weitschuss von Dominik Dietrich durch viele Beine den Weg ins Gästetor. Welch ein Finale. Und welch bitteres Ende für die Altendörfler – schon gut ein halbes Jahr zuvor verloren sie in Sargans, nachdem sie über grosse Teile des Spiels in Führung lagen.
«Wir hätten es nicht so spannend machen dürfen», bilanzierte Doppeltorschütze Beeler, «aber es spricht für die Moral der Mannschaft, dass wir den Rückstand noch aufholten.» Gründe für die «Ladehemmung», wie es der neue Captain nannte, fand Beeler keine, «vielleicht waren einige etwas nervös und wollten es fast zu gut machen».
«Es sprich für die Moral der Mannschaft, dass wir den Rückstand noch aufholten.»
Fabian Beeler, Captain UHCS
Ungewohnt war sicher, dass die Sarganserländer deutlich mehr in Ballbesitz waren als die Gäste. In den letzten Jahren war das UHCS-Spiel eher auf Konter ausgelegt. «Wir wollen etwas dominanter auftreten», verrät Beeler, «aber das braucht noch Zeit.» Und er hängt schmunzelnd an: «Lieber bin ich Ende Saison in Bestform als zu Beginn.» Ganz so spannend wie gestern müsste es dann aber doch nicht sein.